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Profil

Gerlach Bente, gelernter Glasmaler und Meisterschüler der Fachhochschule für Kunst und Design Köln, arbeitet sowohl im Bereich der angewandten Kunst, etwa der Gestaltung von Kirchenfenstern, der Kunst am Bau sowie Skulpturen im öffentlichen Raum, als auch im Bereich der freien Kunst und hier insbesondere der informellen Malerei.

Seine Materialien Licht, Farbe, Glas und Raum, die sachlichen und konstruktiven Gestaltungsweisen und das Eingehen auf vorgefundene Situationen zeichnen die Arbeiten des Künstlers aus.

Seine Öl-Bilder und Collagen stehen im engen Dialog mit seiner Glaskunst, vor allem in der Darstellung von transparenten Schichten und Lichtbrüchen. Abstrakte Konstruktionen erhalten darin eine surreale Objekthaftigkeit. Diese Objekte scheinen in der imaginären Räumlichkeit aus lichtvollen Farbgründen zu schweben.

Die Glaskunst und die Malerei sind für Gerlach Bente kein Gegensatz, sondern beziehen sich aufeinander.

Gerlach Bente

Anmutende Liniengespinste

Gegenstand von Gerlach Bentes Malerei ist der Raum. Dies aber keineswegs nur im Sinne „angewandter Kunst“, der etwa die Glasmalerei des 1964 im niedersächsischen Wittingen geborenen Künstlers zuzurechnen ist. Anders als diese führt Bentes freie Malerei den Betrachter in erdachte Räume und fantastische Zonen, in einen Bereich zwischen gegenständlicher Präzision und surrealer Abstraktion.

Nach dem Besuch der Staatlichen Glasfachschule in Hadamar 1983-86 und Studien bei dem Glasmaler Fritz H. Lauten 1986-87 studierte Bente von 1987 bis 1993 an der Fachhochschule Köln Glasmalerei. Er beschloss das Studium als Meisterschüler von Professor Hubert Schaffmeister. Seit 1992 freischaffend tätig, lebt und arbeitet Bente im bergischen Radevormwald. Seine bekannteste Arbeit ist die künstlerische Verglasung der ev. luth. Kirche in Radevormwald.

Von der „Kölner Schule“ um Wilhelm Teuwen, der Bente über sein Studium bei Schaffmeister verbunden ist, hat er nicht nur den ausgeprägten Sinn für Feinmalerei mit subtilem Schichtenaufbau geerbt, die sich eindrucksvoll in der Palette seiner Grau- und Erdfarben niederschlägt. Auch das Gespür für atmosphärisch dichte, oft irritierende Raumillusionen scheint von dorther ausgebildet.

Gerlach Bentes Malerei profitiert von der Auseinandersetzung mit sakralen Räumen, bleibt aber nicht in konventioneller sakraler Symbolsprache verhaftet. Eher scheint der Künstler auf der Suche nach einem für die Gegenwart aktuellen meditativen Bildtypus. Darin ist diese Kunst im Grunde einem romantischen Konzept von Stimmungsmalerei verpflichtet, dem es auf Raumtiefe, geheimnisvolle Lichtregie, auf das Rätselhafte von Objekten, Gestalten und Situationen ankommt.

In der seriellen Auseinandersetzung mit dem betont geschlossenen und statischen Format des Quadrats bringt Bente Bilderfindungen von großem Variantenreichtum hervor. Das bildnerische Material bleibt dabei klassisch-modern und abstrakt; Bentes Kompositionen sind Farbfeldmalerei, die konstruktivistisch anmutende Liniengespinste, die Andeutungen von Gestalt, Gegenstand und Figur hervorbringen, in einen endlosen Dunkelraum taucht. Man mag ihn als Nachthimmel und als Symbol von Unendlichkeit deuten. Das Grau und Schwarz in Bentes Bildern ist der Garant für die poetische Wirkung der anderen Farben. Zuweilen erlangen in solcher Umgebung die abstrakten Formen eine fast bedrängende gegenständliche Präzision. Das zeigt sich etwa in seinen Kugelbildern, in denen planetenhafte Gebilde lautlos und großartig im Raum schweben.

Die gegensätzlichen Kunstmittel erzeugen eine Spannung, die die Aufmerksamkeit des Betrachters wach hält. Artistische Konstruktion und maltechnische Perfektion halten Gerlach Bentes Malerei frei von spirituellem Dunst. Qualitätsausweis dieser Malerei ist neben koloristischer Finesse eine Monumentalität, die auch die kleinsten Formate kennzeichnet. Gerlach Bentes Malerei könnte sich nach Motiv und Machart daher auch im großen Maßstab, als raumbeherrschendes und raumbildendes Wandbild, behaupten.

Dr. Holger Brülls (Halle/Saale)

Zum Werk von Gerlach Bente

Der Weg Gerlach Bentes ist geradlinig und konsequent. Mit der Ausbildung in Hadamar als Glasmaler legte er die Grundlagen zu seiner meisterlichen handwerklichen Fertigkeit, bei der nicht einfach technische Perfektion überzeugt, sondern die darüber hinausgehende ästhetische Qualität, die schon eine künstlerische Qualität ist.

Dass Gerlach Bente nach seiner Ausbildung in Hadamar zu Fritz H. Lauten ging, zeugt für seinen sicheren Instinkt für Wahlverwandtschaften, werden doch technische Perfektion und ästhetische Qualität im Werk Lautens in absoluter Bestimmtheit und Souveränität vorgeführt.

Es spricht wiederum für Gerlach Bente, dass er danach seine künstlerische Ausbildung weiter vertiefen, sich und seine Talente weiter überprüfen wollte, und dass er sich zu einem regelrechten künstlerischen Studium entschloss, in dem die Grundlagen des Zeichnens erworben, die Sehfähigkeit geschult und mögliche Abstraktionsschemata durchgespielt werden, in dem endlich das künstlerische Vokabular verfügbar wird, aus dessen Fülle erst die eigene Sprache erwächst.

Diese eigene Sprache hat Gerlach Bente gefunden.

Denn obwohl er die Darstellung des Gegenstands beherrscht, und obwohl er ihn in seinen Glasmalereien und Bildern mehr als nur gelegentlich nutzt, ist er kein Maler des Gegenstands, sondern einer des Informell, denn Bente interessieren Farben und Strukturen, ihre Beschaffenheit und Qualität, ihr Miteinander und Gegeneinander, ihr sozialer Zusammenhang. Um diesen zu ergründen und dem Betrachter zu verbildlichen, benutzt er gern gleiche Bildformate und gleiche Bildgrößen für eine Reihe seiner Arbeiten. So unterwirft er sich zuerst einer Vorgegebenheit: Der Bildfläche mit ihrer eigenen Wirkqualität, mit ihrer Ruhe und Gedehntheit, ihrer ausrufungsartigen Gespanntheit oder ihrer fast epischen Breite. Verwendet man also in mehreren Arbeiten die gleiche Bildgröße und das gleiche Bildformat, so wird jede Aktion auf diesem Bildfeld nicht nur zu den anderen Aktionen, sondern auch immer wieder zu diesem Bildfeld bewertbar und erlebbar.

Das Bild A gerät in Korrespondenz mit Bild B oder C, man erfährt mehr über die Logik des einzelnen Bildes, über Anstoß und Auswirkung und man erfährt, wie die Bilder einander bedingen.

Professor H. Schaffmeister